ERIKA

Schreibmaschinen der Marke "Erika": eine Chronologie

100 Jahre Tradition, vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, durch das Dritte Reich und die DDR bis zur Wende

1910, also noch im alten deutschen Kaiserreich, produzierte die Firma Seidel & Naumann die erste Erika Kleinschreibmaschine. Am 29. August 1991 meldete der Kölner Stadtanzeiger, dass die letzte mechanische Kleinschreibmaschine vom Typ "Erika" in der Robotron Erika Gmbh vom Band gerollt war. (9) In den Jahrzehnten zwischen diesem Anfangs- und Endpunkt wurden rund 8,5 Millionen Exemplare der "Erika" verkauft. (9) Eine beispiellose Erfolgsgeschichte!

Im Folgenden finden Sie eine Erika-Chronologie, gefolgt von einer Modellübersicht sowie Informationen zu Seriennummern zur Altersbestimmung Ihrer Erika.

P.S. vorab: Farbbänder gibt es noch! Fragen Sie im guten Fachhandel. Für alle späteren Erika Modelle passen Bänder mit 13mm Durchmesser (die Länge ist egal).

Inhalt:

- Chronologie

- Modellübersicht

- Seriennummern (Fabriknummern)

Chronologie

1910er

Von der ersten Form der "Erika", die im Wesentlichen von der "Standard Folding" (der späteren Corona 3) inspiriert war, wurden ab 1910 vier Modelle produziert. Unter Sammlern ist diese Maschine denn auch als "Klapp-Erika" bekannt. (7)

Erika, n° 1714 (1910)

Werbung für die "Gloria" (1913)

1920er / 1930er

1927 erschien Modell 5, die erste 4-reihige Erika. (2, 4) Ihr Konstrukteur war Paul Käppler (*1883). (2, 8)

Exportname der "Erika" ist weiterhin "Bijou".

Bijou, n° 92267 (1929), courtesy T. Elster collection 2010

Erika 5, n° 138256 (1930)

Am Anfang hat die vierreihige Erika noch keinen grossen Zeilenschalthebel. Dieser kommt ab einer bestimmten Nummer dazu (früheste mir bekannte Nummer mit Hebel ist xxxxxxxx).

Dann kam 1932 die Erika 6 auf den Markt. (2, 5)

Erika 6, n° 521454 (1936), courtesy T. Elster collection 2010

Ihr nach folgt kurioserweise die Neuauflage der Erika 5, und zwar im Jahr 1934. Modell 6 hatte mit Konstruktions- und Absatzproblemen zu kämpfen gehabt. (2)

Hier sind wir in einer Situation, in der gleichzeitig mehrere Erika Modelle auf dem Markt waren: Erika 5 (neu), Erika 5tab (mit Tabulator), Erika S (Simplex, vereinfachte Maschine).

Erika S, n° 699039/S (1938), courtesy irogep apro

Ab 1936 kommt dann noch das Modell M (steht für Meisterklasse) heraus. (2) Es ist dies eine Luxusvariante der Erika, die neben Tabulator- auch mit S p e r r s c h r i f t ausgestattet war.

Die Spulen sind zunächst offen, dann unter dem Deckel verborgen. Weiterhin heissen Exportmodelle "Bijou".

Reklame für die Bijou, s.d.	Reklame für die Bijou, s.d.

Erika 5Tab, n° 864486 (1940), courtesy T. Elster collection 2010

Erika 5, n° 1086206/5 (1944)

Nach dem Krieg:

Erika 5Tab, n° 864486 (1940), courtesy T. Elster collection 2010

1950er

Die Schreibmaschine Erika hatte in der DDR einen besonderen Status. Interessante Details berichtet das Portal einestages in seinem "ABC des Ostens": "Die Volkspolizei etwa nutzte die kompakten Erikas, um gleich vor Ort Unfallprotokolle zu verfertigen. Heiß begehrt war Erika auch bei Dienstreisenden aller Art, Studenten und Journalisten - auch wenn sämtliche Schreibmaschinen von der SED-Obrigkeit einzeln registriert waren, um im Fall des Falles Autoren staatsfeindlichen Schrifttums dingfest machen zu können." (11)

Erika 9, n° 1323713 (ca. 1951/52)

Weiter zu Nummer 10:

Erika 10, n° 1890521 (1959)(6) by JanT66 on flickr

Bijou. Dieses Exemplar ist nun in Australien. © oztypewriter.blogspot.com

Erika 11, n° 2052485 (1959/60)(6)

1960er

Erika Modell 30/40 wurde erstmals 1965 gebaut.

1970er

Die Erika 48/50/60 wurde ab 1974 gebaut. (2)

Gebrauchsanleitung für die Erika 50/60