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Olivetti Studio 42

Olivetti Studio 42

Modell Olivetti Studio 42 model
Typ Mittelgröße / semistandard type
Konstrukteur / Erfinder Ing. Ottavio Luzzati (mechanics), Figini & Pollini (architects, design), Xanti Schawinsky (painter, design) inventor
Hersteller Ing. C. Olivetti & C., S.A. manufacturer
Produktionsort Ivrea, Italy place of production
Seriennummer (Baujahr) 516614 (ca. 1939/40?) (6) serial number (year made)
Tastatur Schweizer-deutsch / Swiss-German keyboard
Ursprünglich verkauft von Olivetti Büromaschinen A.G., Zürich Tel. (051) 231521. original reseller
gebaut von - bis 1935 (8) - at least 1952 (6) production years
Gesamtstückzahl (alle Modelle) ? numbers made (all models)

Bei der Entwicklung der "Studio 42" arbeitete während dreier Jahre erstmals eine fachübergreifende Gruppe zusammen. Es waren der Ingenieur Ottavio Luzzati, der für die Mechanik verantwortlich war, und die Architekten Figini und Pollini und der Maler Xanti Schawinsky, die das (äußere) Design besorgten. Von der Größe her ist die "Studio 42" zwischen professionellen Büro- und Kleinschreibmaschinen angesiedelt war. 1935 kam sie schließlich auf den Markt. (1)

Xanti Schawinsky (1904-1979) war ein Schweizer Bauhauskünstler. "Als Schüler und später auch Assistent von Gropius verkörperte er die von jenem angestrebte künstlerische Interdisziplinarität und damit den Zeitgeist der Moderne wie kaum ein anderer: Er war gleichzeitig Choreograph, Schauspieler, Tänzer, Musiker, Maler und Grafiker – und nicht zuletzt einer der ersten Vertreter der experimentellen Fotografie." (5)

Geboren wurde er "in Basel am 26. März [1904] als Alexander Schawinsky, Sohn von Regina Schawinsky, geb. Bielawska, und dem polnisch-jüdischen Kaufmann Benjamin Schawinsky. 1922/23 studierte er Architektur und
Grafik in Köln und an der Kunstschule in Berlin, wo er seine erste Auszeichnung erhielt. 1924 trat er dem Bauhaus bei. 1925 wurde das Bauhaus von Weimar nach Dessau verlegt. Schawinsky übernahm die Theaterabteilung und choreographiert Ballette. Er reiste nach Frankreich und Spanien. Zurück am Bauhaus malte er und entwickelte eine Theorie über didaktisches Theater. 1926 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Kunsthalle Dessau. 1928 reiste er nach Italien, Frankreich und Korsika mit Herbert Bayer und Marcel Breuer. 1931 entwarf er auf Einladung von Walter Gropius die Ausstellungshalle für dessen architektonische Studien zum Anlass der Internationalen Architektur-Ausstellung Berlin. Er wurde von der Nazi-Presse neben Mies Van der Rohe, Gropius, Lionel Feininger, Kandinsky, Thomas Mann u.a. zum „Kultur-
Bolschewist“ verurteilt. 1933 floh er nach grossen Konfrontationen mit der Nazi-Regierung - er wurde dreimal wegen Beihilfe zur Befreiung von politischen Gefangenen verhaftet - in die Schweiz. Er arbeitete in Zürich und Ascona, auch in Italien. In Mailand stellte ihm Luciano Baldessari die Brüder Gino und Peppino Ghiringelli von der Galerie Milione vor. Ferner traf er den Fotografen und Grafiker Antonio Boggeri, der ihm ein Studio offerierte und Aufträge für Poster und Kataloge von Firmen wie Motta, Olivetti, Italia, Cosulich, Natura, Illy Caffè und San Pellegrino brachte. 1936 ging er auf Einladung von Josef Albers und dem Black Mountain College, North Carolina, in die USA." (5)

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Werbung von Giovanni Pintore, 1938

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Die Studio 42 in rot

Ing. C. Olivetti & C., S.A.

Olivetti Studio 42

Olivetti Studio 42

Die Firma "Ing. C. Olivetti & C., S.A." wurde 1908 von Camillo Olivetti (1868 - 1943) und Domenico Burzio (1876 - 1932) in Ivrea gegründet. (7)(9)(10)

Photo von Camillo Olivetti

Photo von Domenico Burzio

Camillo Olivetti " absolvierte 1891 das Polytechnikum Turin, ging 1892 zu einem Kongreß der Elektrizitätswirtschaft nach Amerika, lehrte 1893-94 an der Stanford-Universität und brachte 1896 die Fabrikation von elektrischen Apparaten mit in die Heimat. [...] Am 29. Okt. 1908 begann er mit Comenico Burzio die Schreibmaschinenfabrikation in seinem Heimatort. Er selbst, ein gewandter Mechaniker, war nicht damit zufrieden, einfach eine Schreibmaschine zu bauen, sondern er machte auch alle benötigten Handwerkszeuge selbst. Die Beschaffung geeigneter Arbeitskräfte war keine Kleinigkeit. Sie mußten aus dem ländlichen Bezirk gewonnen und von Olivetti persönlich abgerichtet werden. Er begann die Fabrikation mit 20 Mann, heute [1949, Anm.] hat er die größte Schreibmaschinenfabrik Italiens und den Ruhm, der Begründer der italienischen Schreibmaschinenfabrikation zu sein." (5)

Die erste Schreibmaschine, die M1, wurde 1911 auf der Weltausstellung in Turin vorgestellt. (7) Die erste tragbare Schreibmaschine von Olivetti war die MP1 von 1932 (Konstrukteur: Riccardo Levi; Design: Aldo Magnelli).(8)

Olivetti MP1

Olivetti MP1

Die Olivetti Studio 42, als "semistandard", also zwischen tragbar und Büroschreibmaschine eingestuft, folgte 1935. (8)

sehen Sie auch:

- Olivetti Schreibmaschinenwerbung

other resources on the Studio 42:

- Machines of Loving Grace

 

Olivetti Studio 42

Quellen / sources:

(1) Macchina per scrivere portatile Invicta MP1, part of: Olivetti, storia di un' impresa, http://www.storiaolivetti.it/template.asp?idOrd=1&idPercorso=611 (visited 20.07.2010)

(2) I prodotti storici della Olivetti. Olivetti Studio 42, 1935, http://www.ilsole24ore.com/art/SoleOnLine4/Economia%20e%20Lavoro/2010/02/olivetti-prodotti-storici_1935.shtml (visited 20.07.2010)

(3) http://www.storiaolivetti.it/oggetto.asp?idOggetto=6670

(4) Mary Emma Harris, The arts at Black Mountain College, MIT Press, 2000, p. 40

(5) ArteF, Pressetext: Xanti Schawinsky. 25. August - 20. Oktober 2007, http://www.artef.com/PressRelease/Pressetext_Xanti_Schawinsky.pdf

(6) Dirk Schumann, Typewriter Serial Number Database / Schreibmaschinen Seriennummern Datenbank, http://www.tw-db.com/ (visited 20.07.2010)

(7) Camillo Olivetti, part of: Olivetti, storia di un' impresa, http://www.storiaolivetti.it/percorso.asp?idPercorso=605 (visited 20.07.2010)

(8) Dalla MP1 alla Valentine, passando per la Lettera 22 e 32, part of: Olivetti, storia di un' impresa, http://www.storiaolivetti.it/percorso.asp?idPercorso=598 (visited 21.07.2010)

(9) Camillo Olivetti e la Fondazione Domenico Burzio, part of: Olivetti, storia di un' impresa, http://www.storiaolivetti.it/percorso.asp?idPercorso=556 (visited 21.07.2010)

(10) Ernst MARTIN, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, 2. Auflage, Pappenheim 1949, p. 492 f.

© G. Sommeregger 2010

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