Patria Schreibmaschine/ "Swiss Patria" / + SwissaDie "Patria" Schreibmaschine ist ein ganz besonderes Kapitel Schweizer und europäischer Industriegeschichte. Die Schweizer Patria Schreibmaschine, um die es in der Folge geht, wurde das Urmodell für eine ganze Reihe von in Europa hergestellten Lizenzmaschinen. Der von Will Davis geprägte Ausdruck "Patria family" oder "Euro Portable family" ist für diese breite Wirkungsgeschichte sehr passend. Die "Patria" Schreibmaschine hat eine bis heute nicht bis ins Detail geklärte Fabrikationsgeschichte (Korrekturen und Hinweise sind stets willkommen). Mehrere Firmen produzierten die "Patria", die sich von ihrer Schweizer Urform erfolgreich ausbreitete und in der Folge sowohl in der Schweiz (Markennahme "Patria", "Swissa"), als auch in Frankreich ("Japy"), Großbritannien (Nachkriegs "Oliver" u. "Oliver Courier"), Spanien ("Patria" "Amaya" u. andere) und Deutschland ("Voss privat") produziert werden sollte. Es handelt sich um die von Will Davis treffend als "Patria family" oder "Euro-Portable family" bezeichnete Gruppe von Schreibmaschinen. (5) Im Folgenden finden Sie einen Überblick der Geschichte der Schweizer Patria und ihren Nachfolgemodellen (Swissa), sowie der Herstellerfirmen. Neben einer Typologie der in der Schweiz hergestellten Patria Schreibmaschinen finden sie auch eine Aufstellung der europäischen "Verwandtschaft".
Inhalt / Table of contents Die Schweizer Patria: Modelle und Firmengeschichte 1. Patria: Erfindung und Produktionsgeschichte 1.1.1. Die Fabrikation in Pieterlen / Perles 1.1.3. Aug. Birchmeier's Söhne / Les fils d'Aug. Birchmeier: Patria und Swissa (1943 (?) - ca. 1980) 1.2. Die neue Patria von Max Bill - Von Patria zu Swissa 2. Schweizer Patria und Swissa: Modelle 3. Die europäische Verwandtschaft der Patria / Patria Inlaws |
A.-G. für Schreibmaschinen-Fabrikation, Pieterlen Patria Schreibmaschinen Gesellschaft, Zürich Aug. Birchmeiers Söhne, Murgenthal
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Die Schweizer Patria: Modelle und Firmengeschichte
Four "generations" of (Swiss) Patrias / 4 (von 5 bekannten) Generationen der Schweizer Patria / Swissa |
PATRIA: ERFINDUNG UND PRODUKTIONSGESCHICHTE Erstes Design der Patria Schreibmaschine (Sehen Sie mehr Bilder hier). Als Erfinder der Patria gilt der deutsche Ingenieur Otto Haas. Patentieren ließ Otto Haas seine Maschine erstmals in Deutschland am 9.3.1933.35 Im März 1934 erfolgte die Einreichung des Patents in mehreren anderen europäischen Ländern und den USA.36 "Die Maschine war nur 87 mm hoch, 280 mm tief und wog 4,340 kg. Sie war eine Vorderlaufschlagmaschine mit vierreihiger Tastatur und mit einfacher Umschaltung. Sie ist als erste Aktentaschenschreibmaschine zu registrieren." (37, S.165)
Biographisch ist über den Erfinder Otto Haas nicht viel bekannt (ich bin für Informationen dankbar). Er war deutscher Staatsbürger. (37, S.165, 35) Als Adresse wird in einigen Patentschriften "Teufenthal bei Aarau" genannt.33 Teufenthal liegt ca. 10 km von Aarau, Hauptstadt des Kantons Aargau, entfernt. In anderen Patenten zur gleichen Maschine wird er als wohnhaft in der Rheinstrasse 15, Wiesbaden, Deutschland geführt.35 Ernst Martin beschreibt die Entstehungsgeschichte folgendermaßen: "Diese Konstruktion ist aus der von Carl Winterling bzw. der Archo Co, nach den Ideen von Ing. Haas gefertigten Aktentaschen-Schreibmaschine hervorgegangen. Otto Haas wollte das von der Archo gefertigte Modell bei der Firma E. Paillard & Cie., Yverdon, fertigen lassen. Das Modell wurde dort mehrere Wochen geprüft und begutachtet, ein Vertrag kam aber nicht zustande. Aber ein Jahr später [1935] erschien die Hermes Baby auf dem Markte [Anm.: Innerhalb von vier bis fünf Monate hatte Paillard die Hermes Baby aus Haas' Ideen hervorgezaubert; mit Dank an J. Legrand für den Hinweis]. Haas errichtete alsdann in Teufenthal, Aargau, eine Versuchswerkstatt, wo er mit den Konstrukteuren Christian Werner und Jos. Brönner, die er von der Archo-Fabrik mitgebracht hatte, und dem Konstrukteur Herm. Wasem, ein weiteres Kleinschreibmaschinen-Modell, das er in Verbindung mit dem Injecta Spritzgußwerk bauen ließ, entwickelte. Der Erfinder wollte die ganze Maschine aus Spritzgußteilen fertigen, um jede Bearbeitung zu sparen. Es ergaben sich gießtechnische Schwierigkeiten [...] Nach einem Jahre war ein fabrikationsreifes Modell einer Kleinschreibmaschine fertig, dessen Fabrikation von der Patria Schreibmaschinen A.G. in Pieterlen (später GmbH in Zürich, Talacker 32) aufgenommen wurde." (4) Vorstellung der Patria auf der Mustermesse Basel im April 1936 Von 18. bis 28. April 1936 fand in Basel die Schweizer Mustermesse statt. Bei der Firma J. F. Pfeiffer wird wie folgt angekündigt: "Eine Sensation auf dem Schreibmaschinenmarkt bedeutet das Erscheinen der von der AG. für Schreibmaschinen-Fabrikation bei Pieterlen b. Biel hergestellten und von der Firma J. F. Pfeiffer, Zürich, vertriebenen Portable "Patria". Es handelt sich um eine auf die kleinsten Ausmasse gebrachte, bequem in einer Aktenmappe unterzubringende Maschine von höchster Solidität, die trotz ihrer Kleinheit auf keine der Vorteile einer modernen Schreibmaschine verzichtet: normale Tastatur mit einfacher Umschaltung, normale Walze, dreifache Zeilenschaltung, Walzenauslöser, normales Farbband mit automatischer Umschaltung usw. Dabei wird für ihre Herstellung nur das allerbeste Material verwendet. Der Preis beträgt kaum die Hälfte desjenigen der andern bekannten Portables. Die neue Portable ist beste Schweizer Qualitätsarbeit. Sie wird im Zentrum der Schweizer Uhrenindustrie von qualifizierten Feinmechanikern hergestellt, die an Präzisionsarbeit gewöhnt sind. Wer die neue Schweizer Portable kauft, unterstützt die einheimische Industrie und gibt Schweizer Arbeitern Brot. Wer sie kauft, dient aber auch sich selbst, denn er erhält für sein Geld den höchsten Gegenwert." (41) Hersteller ist also die "A.G. für Schreibmaschinen-Fabrikation" in Pieterlen. Das Verkaufsbüro befand sich in Zürich, Bahnhofstrasse 26. (Angaben bis Dezember 1936) Der Verkaufspreis beträgt am Anfang und bis 1937 Fr. 215, im zweiten Halbjahr 1937 dann Fr. 245.
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1.1.1. Die Fabrikation in Pieterlen: A.G. für Schreibmaschinen-Fabrikation / S.A. pour la Fabrication de machines à écrire (ca. 1934 - ca. 1937/38) Das "Urmodell" der Patria-Familie wurde von der A.G. für Schreibmaschinen-Fabrikation hergestellt. Diese hatte ihren Sitz in Pieterlen nahe Biel, Schweiz (auf französisch: S.A. pour la Fabrication de machines à écrire, Perles). Die Fabrik war im auch heute noch existierenden Gebäude am Büttenbergweg 5 untergebracht und bestand wohl seit 1934. (3) Neben Schreibmaschinen wurden dort auch Skikanten und Skistockspitzen hergestellt. (3) Aus einem Artikel von H. Rauscher erfahren wir: "Die Gründer und Betreiber der Patria-Schreibmaschinenfabrik waren Deutsche, von denen die meisten, im Gegensatz zum ersten Direktor, «sehr preussisch» auftraten. Direktor Haaf hingegen war ein sympathischer Vorgesetzter, wohnte in der Villa des konkursiten Uhrensteinfabrikanten Fritz Moosmann im Räbli (wo später der erste Pieterler Arzt, Dr. Emil Flachsmann, praktizierte), fuhr ein Auto mit Liechtensteiner Nummer und liess also hier die portable Schreibmaschine Patria produzieren [...]. Gegen die Konkurrenz der auch in den Nachkriegsjahren noch beliebten Hermes-Baby-Schreibmaschine und gegen seine eigenen (überheblichen oder unfähigen?) Mitarbeiter hatte Haaf, der nach Einschätzung von Fritz Kunz «zu lieb» war, keine Chance: Schon 1938 machten seine Firma und sein Nachfolger als Direktor, ein gewisser Kohler, Konkurs. [...] Teile der Patria-Produktion übernahmen nun ein französischer Betrieb [S. 29] sowie die Firma Birchmeier im aargauischen Murgenthal." (3)
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1.1.2. Patria Schreibmaschinen Gesellschaft in Zürich / Societé des machines à écrire Patria à Zurich (1937/38 (?) - ca. 1943) Wie erwähnt ist nicht genau geklärt, welche genauer rechtlicher Natur das Verhältnis zwischen der AG für Schreibmaschinen-Fabrikation und der Patria Schreibmaschinen Gesellschaft war. War die Patria Schreibmaschinen Gesellschaft die direkte Nachfolgerin der AG für Schreibmaschinen-Fabrikation? Eine mögliche Annahme ist, dass nach dem Konkurs der ersten Gesellschaft in Pieterlen (s. oben) die Konkursmasse samt Patent an der "PATRIA" Schreibmaschine aufgekauft wurde und in die neue und zu diesem Zweck gegründete Patria Schreibmaschinen Gesellschaft eingeführt wurde (ddies gilt es allerdings noch mit Quellen zu belegen). Eine andere Möglichkeit wäre zu denken, dass die Fabrik auch nach dem Konkurs der ersten Patria in Pieterlen blieb, die Gesellschaft aber ihren Sitz in Zürich hatte und die Maschinen dementsprechend beschriftet waren. Firma Rechtlich handelt es sich um den Wechsel von einer Aktiengesellschaft (AG, rechtliche Form der Firma in Pieterlen) zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH, rechtliche Form der Firma in Zürich).
Nach Ernst Martin hatte die Patria Schreibmaschinen Gesellschaft ihre Adresse in Zürich, Talacker 31. (4) Eine Zeitungsannonce von Ende 1937 nennt als Fabrikanten "PATRIA, Talstrasse 9" in Zürich. (40) Beide Adressen sind kaum 500 Meter voneinander entfernt. Sollte es sich um Produktionsstätte und Verkaufsbüro handeln?
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Erfolg im Jahr 1938 Im März 1938 vermeldet die Herstellerfirma stolz: "Hunderte von PATRIA's für die Schweizer Armee. Die jüngste der schweizerischen Portable-Schreibmaschinen ist die PATRIA. Wie sehr sie den höchsten Anforderungen entspricht, beweist die Tatsache, dass die Eidg. Bundesverwaltung uns etliche hundert Maschinen bestellte, um die Armeestäbe damit auszurüsten." (40) Dies nach einer ersten Versuchslieferung von 50 Stück, gefolgt von einer massiven Nachbestellung. (40) Aus den Anzeigen ist auch der Preis, Fr. 245, ersichtlich. Die "Hermes Baby" kostete im selben Zeitraum nur Fr. 160, war damit aber die völlige Ausnahme unter den am Markt befindlichen Kleinschreibmaschinen. Reklame von März 1938 (40) newspaper ad from March 1938 (40) |
Die Patria Schreibmaschinen Gesellschaft / Société des machines Patria als Lizenzgeberin Für die Zeit nach 1938 sind meine Informationen noch lückenhaft. Wie lange hat die Patria Schreibmaschinen Gesellschaft selbst die PATRIA Maschine produziert (1. Hypothese), bzw. wann ging - falls die Patria Schreibmaschinen Gesellschaft nie selbst produziert hat - die Produktion von Pieterlen auf Birchmeier's Söhne über (2. Hypothese)? Ernst Martin berichtet, dass im Jahr 1943 die Produktion von der Firma Birchmeiers Söhne in Murgenthal (Kanton Aargau) übernommen wurde. (4) Auf jeden Fall scheint die Patria Schreibmaschinen Gesellschaft als Lizenzgeberin auf. Auf manchen Maschinen der späteren Nachfolger Birchmeier's Söhne ist angeschrieben, dass die Produktion in Lizenz der "Société des machines Patria", also der Patria Schreibmaschinen Gesellschaft, erfolgte. Dies ist aber nur ein Teil, nämlich das Schweizer Resultat, eines europaweiten Lizenzprozesses: die "Patria" wird bald in mehreren europäischen Ländern erzeugt (Spanien, England, Frankreich). |
1.1.3. Aug. Birchmeier's Söhne / Les fils d'Aug. Birchmeier (1943 (?) - ca. 1980)
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Von "Patria" zu "Swissa" Um 1950 wurde die "Patria" vom Produzenten Birchmeier in "Swissa piccola" umbenannt. Mechanisch sind die beiden Maschinen ident. Kleine Veränderungen und Verbesserungen wurden aber durch Aug. Birchmeiers Söhne sehr wohl durchgeführt. So meldete zwischen November 1949 und September 1950 August Birchmeier-Hunziker folgende Patente im Zusammenhang mit der Schreibmaschinenproduktion an: Patent für eine lösbare Unterlagsplatte, für einen Koffer, den Schreibmaschinenrahmen, und die Rückschaltvorrichtung für den Wagen. (11) Namenswechsel zu "Swissa piccola" / new name "Swissa piccola" Die Nachfolgemodelle der "SWISSA piccola" waren die Swissa junior, Swissa jeunesse, und Swissa junior 4. Dabei wurde bei praktisch gleichbleibender Technik immer wieder das Design verändert.Die SWISSA wurde weltweit exportiert. Um 1980 wurde die Fabrik geschlossen. (9) |
2. Modelle der Schweizer Patria und Swissa Schreibmaschinen
Marke / brand | Herstellerfirma / manufacturer | Zeitraum / years Seriennummern / serial numbers |
Ich bin immer auf der Suche nach "höheren" oder "niedrigeren" Seriennummern zum jeweiligen Modell! Danke! e-mail Thank you for sending in more serial numbers! Die Seriennummer finden Sie (in der Regel) auf der Querstrebe unter der Tastatur, etwas links. |
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Patria (erstes Design; Erfinder: Otto Haas) |
A.G. für Schreibmaschinen-Fabrikation - Pieterlen (Schweiz) / S.A. POUR LA FABRICATION DE MACHINES A ECRIRE - PERLES (SUISSE) |
1936 (4) - 1938 (3) Seriennummern: 11675 (niedrigste, Sammlung R. Grund 2011) - 21714 (höchste, Mitteilung V. Dromberg)
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Patria (first design, black; inventor: Otto Haas) |
Patria Schreibmaschinen Gesellschaft (Zürich) / Société des machines à écrire Patria (Zurich) |
1938 (3) - 1943 (4) Seriennummern: 25150 (niedrigste, eigene Sammlung) - 25364 (höchste, collection Campiche) Die Seriennummer ist am Boden der Maschine eingraviert, und nicht auf der Querstrebe unter der Tastatur (verifiziert für No. 25150) |
FRAGE 1: Patria (erste Form Otto Haas): laut E. Martin übernahmen Birchmeiers Söhne 1943 die Patria Produktion (4) (laut Schramm schon 1937 (47)). Das Max Bill Design stammt von 1944. Gab es also noch eine Birchmeier Produktion der ersten Patria? | Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) |
falls existent, Produktion 1943-44 keine Seriennummer bekannt |
FRAGE 2: Patria (Neudesign Max Bill 1944): Die schon im neuen Max Bill Design produzierte Patria mit der Nummer 50376 unterscheidet sich von den nachfolgenden: 1. die Seriennummer ist nicht wie üblich auf der Querstrebe links unter der Tastatur eingraviert, sondern auf der Unterseite der Maschine 2. ausser dem "Patria" Logo auf der Papierstütze fehlt jegliche Beschriftung oder Hinweis auf den Hersteller. HYPOTHESE: es könnte sich um eine noch von der Patria Schreibmaschinen Gesellschaft in Zürich hergestellte Maschine handeln (Grund 1: die letzte bekannte Patria der alten Form, von der Patria Schreibmaschinengesellschaft hergestellt, hat ebenfalls die Nummer am Boden eingraviert; Grund 2: die nachfolgenden Maschinen (ab 53930 bekannt) tragen ein Schild von Aug. Birchmeiers Söhnen). WENN BESTÄTIGT, würde das bedeuten, dass Birchmeier erst seit 1944/45 Patria Maschinen produzierte. (klicken zum Vergrössern) |
ungeklärt (Patria Schreibmaschinen Gesellschaft?) | 50376 (Augenschein, Juli 2012); andere Nummer, noch zu untersuchen: 50122 (Museum für Kommunikation, Bern) |
Patria (Neudesign Max Bill 1944) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | 1944 oder 1945 - ?
53930 (niedrigste, eigene Sammlung) - 73845 (1949 (39), höchste bekannte, Mitteilung L. Tschudi Okt. 2012) |
Swissa piccola (schwarze dünne Tasten; baugleich mit Patria) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | von ca. 1950 - ca. 1958 (47) 81288 (niedrigste, B. Reich 2012) - 81594 (höchste bekannte Nummer, eigene Sammlung) |
Swissa piccola (schwarze Tasten, grüne Funktionstasten) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | 95447 (niedrigste bekannte Nummer, Mitteilung H. Künzler 2012) - 104368 (Sammlung Tilman Elster 2010) |
Swissa piccola (dicke graue Tasten) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) |
115328 (niedrigste Nummer, eigene Sammlung) - 125397 (höchste Nummer, Museum für Kommunikation, Bern) |
Swissa junior (runde Tasten) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | ab 1958 (47) Swissa junior: 130502 (Mitteilung Frl. Tintin 2013) - 141726 (eigene Sammlung) Swissa junior neue Seriennummern: 6102535 (Adwoa, retrotechgeneva 2011) - 6410092 (P. Baker 2012)
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Swissa junior (runde dicke Tasten, Knopftasten) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | 6203083 (T. Elster collection 2010)- 6306064 (Alfred R. Wepf 2012) |
Swissa junior (Blocktasten) |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | 6506495 (T. Elster collection 2010) -? |
Swissa jeunesse |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal) | Swissa jeunesse: 6609003 (niedrigste bekannte Fabriknummer, T. Elster collection 2010) - 7005393 (eigene Sammlung) - 7404885 (höchste bekannte; Info M. Birchmeier) |
Swissa junior 4 |
Aug. Birchmeiers Söhne (Murgenthal) / Les fils d'Aug. Birchmeier (Murgenthal)
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Swissa junior 4: 6808374 (lowest known, T. Elster collection)- 7102390 (eigene Sammlung) |
Thank you for contributing "lower" or "higher" serial numbers! e-mail | ||
Gesamtstückzahl (alle Modelle) | ? | numbers made (all models) |
3. Die Europäische Verwandtschaft der Schweizer "Patria": die Euro-Portable Family Die "Patria" Schreibmaschine hat eine bis heute nicht bis ins Detail geklärte Fabrikationsgeschichte (Korrekturen und Hinweise sind stets willkommen). Mehrere Firmen produzierten die "Patria", die sich von ihrer Schweizer Urform erfolgreich ausbreitete und in der Folge sowohl in der Schweiz (Markennahme "Patria", "Swissa"), als auch in Frankreich ("Japy"), Großbritannien (Nachkriegs "Oliver" u. "Oliver Courier") und Spanien ("Patria" "Amaya" u. andere) produziert werden sollte. Auch die von der deutschen Firma Voss produzierte "Voss privat" stammt (über Umweg von England) von der "Patria" ab. (10) Es handelt sich um die von Will Davis als "Euro-Portable" Familie bezeichnete Gruppe von Schreibmaschinen. (5) |
3.1. Die europäische Verwandtschaft der ersten Patria Diese erste Form der Patria Schreibmaschine endete in der Schweiz mit dem Neudesign der Patria durch Max Bill, das 1944 erfolgte (s. hier). Sie fand jedoch ihre Fortsetzung nach dem 2. Weltkrieg in Großbritannien ("Oliver"). (6) (5) Mechanisch wurde sie auch von "Japy" in Frankreich übernommen, jedoch hatte diese ein eigenes äußeres Design. (5) (6) Scheinbar baugleich sehen Sie dazu eine mit "Patria" beschriftete Maschine. |
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Die Oliver Kleinschreibmaschine Die Marke Oliver ist bekannt, vor allem für die mit Typenbügeln ausgestattete und etwas seltsam anmutende Büroschreibmaschine. Diese war ein großer Verkaufserfolg zuerst der amerikanischen, und nach deren Pleite und Neugründung in England auch der Britischen Oliver Typewriter Company. Die englische Oliver Typewriter Co. stellte ab den frühen 1930er Jahren eine Kleinschreibmaschine her - ob nur von ihrer italienischen Tochterfirma Oliver Typewriter (Italy) Ltd. oder auch im Mutterwerk in Croyden ist noch zu klären. Dieser erste Typ von Oliver Schreibmaschinen wurde in Italien erfolgreich weiterproduziert und unter verschiedenen Namen (Oliver, SIM, MAS, Littoria, Augusta, Patria, etc.) weiterverkauft. Sehen Sie einen Überblick über diese Schreibmaschinen hier. Die italienische Tochterfirma scheint die Produktion dieser "Oliver" Maschinen schon sehr früh an eine italienische Firma, die Società Industriale Meccanica (abgekürzt S.I.M.) in Mondovi (Cuneo), abgetreten zu haben. Ernst Martin nennt das Jahr 1931 für diesen Wechsel. (45) Ob, und wenn wie lange, diese Oliver auch in England hergestellt wurde, gilt es noch zu erforschen. Sicher ist aber, daß ab dem Jahr 1948 und bis 1954 eine auf der ersten Patria beruhende "Oliver" Schreibmaschine im Oliver Werk in Croyden hergestellt wurde. Sie wurde abgelöst vom zweiten Modell "Oliver Courier", das auf dem runden Patria Design beruhte (s. unten). (Photo JH) (Photo JH)
sehen Sie Bilder der "Japy" bei Y. Lenchon und auf Will Davis' Seite
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3.2. Die europäische Verwandtschaft der zweiten Patria / Patria Inlaws Ein Blick auf die "Euro Portable Family" zeigt, daß dieses neue Design in folgenden Ländern von folgenden Firmen verwendet wurde: Spanien ("Patria", "Amaya", "Pulsatta", "Florida" (Export)), Großbritannien ("Oliver courier", und Vertrieb der "Byron"), Frankreich ("Japy P68" bzw. "Japy Personelle" - auch als "Typo", "Select" und "Byron" für Export nach England) und "Japy Script" (letztere auch vertrieben als "Gesa" und "AMC") sowie "Japy Reporter"), Deutschland ("Voss privat"). (5)
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ÜBERSICHT ALLER BEKANNTEN PATRIA MODELLE - PATRIA FAMILY | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Schweiz |
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Frankreich |
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Frankreich /England |
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England |
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Deutschland |
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Spanien |
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Patria Büromaschine / A full-size office Patria In allen mir bekannten Quellen ist die Patria Schreibmaschine als portable, also Klein- oder Reiseschreibmaschine geführt. Sehen Sie aber wie auf den folgenden Photos dokumentiert eine Büromaschine, die als "Patria" ausgezeichnet ist. Was hat es damit auf sich? Alle Photos mit Dank an D. Torkar / A rebranded Hermes Ambassador/ Japy S.18; Pictures courtesy of D. Torkar Dank einem Hinweis von W. Davis im Portable Typewriter Forum stellte sich heraus, daß es sich hier wohl um eine "Hermes" Schreibmaschine mit geänderter Markenbezeichnung handelt. Zwischen den Firmen Hermes, Japy, und Patria scheinen noch näher zu klärende Verbindungen bestanden zu haben, was dazu führte, daß ein und dasselbe, oder leicht modifiertes, Modell verschiedene Markenbezeichnungen trägt. Die auf http://machinesoflovinggrace.com/ptf/Japy.html abgebildete "Japy S.18", die nach W. Davis auf einer "Hermes" basiert, gleicht der hier gezeigten "Patria" Maschine. Die Seriennummer "2191179 807" kann weitere Hinweise geben. Eine "Japy S.17" aus dem Jahr 1953 trägt 2'048'700 als höchste Seriennummer, was zwar keine genaue Bestimmung der hier gezeigten "Patria" zuläßt, aber doch die Vermutung bestärkt, daß sie von "Japy" hergestellt wurde (von "Hermes" sind mir keine ähnlich lautenden Seriennummern bekannt), und zwar post-1953, vielleicht (hochgerechnet von geschätzter Jahresproduktion) Ende der 50er Jahre.(2) Inzwischen (Juni 2011) ist eine nach Augenschein baugleiche Maschine, die aber als "Hermes Regent" ausgezeichnet ist, aufgetaucht. Sehen Sie mehr auf R. Polts Blog. Hermes Regent, no. 2155395 705, http://writingball.blogspot.com Das Schreibmaschinenmuseum Perrier in Lausanne - das jedem Leser übrigens wärmstens empfohlen sei - stellt eine offensichtlich gleich gebaute Maschine mit dem Label "Select" aus: "Select", © Musée Perrier, Lausanne. Die kleine Inschrift unter der Krone liest glaube ich "Huguenin" (wahrscheinlich die Produzenten des Logos) Haben Sie weitere Informationen diese Schreibmaschinen betreffend? Danke für Hinweise. (e-mail) Do you have any more information on this machine? Thanks for writing! Lesen Sie - zu Japy: W. Davis, http://machinesoflovinggrace.com/ptf/Japy.html - zu Hermes: Ph. Campiche, http://www.collection-machineaecrire-campiche-hermes.ch/collec.htm und W. Davis, http://www.machinesoflovinggrace.com/ptf/EuropeHermes.html |
Quellen / sources: (1) Documentation which came with a friend's typewriter. (2) Schreibmaschinen Seriennummern Datenbank, http://www.tw-db.com (visited 14.2.2010 & 17.8.2010) (3) Wie war es damals? Weitere kleine Einblicke mit Heinz Rauscher in die Pieterler Geschichte des 20. Jahrhunderts (3), in: Einwohnergemeinde Pieterlen (Hg.), pieterlen post, 2/2010, Juni 2010, pp. 27-29, online einsehbar auf http://www.pieterlen.ch/de/stadtverwaltung/dokumente/pipo_juni_2010.pdf (visited 10.7.2010) (4) Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, 1949, p. 342. (5) S. Will Davis, European Typewriters: Patria / Japy / Oliver and others, http://www.willdavis.org/EuropePatriaFamily.html (visited 10.7.2010); Will Davis, Members of the "PATRIA" family, or the "Euro-Portable" family, http://www.willdavis.org/oliver2.html (visited 10.7.2010); und The PATRIA Family, in: ETCetera No. 89, March 2010, p. 11. (6) Will Davis, OLIVER portables and relatives, http://www.willdavis.org/oliver.html (visited 10.7.2010) (7) Will Davis, Members of the "PATRIA" family, or the "Euro-Portable" family, http://www.willdavis.org/oliver2.html (visited 10.7.2010) (8) Alfredo Sirvent, Fransu Marín, Richard Polt, Typewriters in Spain. Patria, in: ETCetera No. 89, March 2010, p. 9. (9) Interview mit Herrn Birchmeier, Quelle: .... (10) Will Davis, Voss Portable Typewriters, http://www.willdavis.org/voss.html (visited 11.7.2010) (11) - Patent "Lösbare Unterlagsplatte an tragbaren Schreibmaschinen", angemeldet am 16.11.1949 von August Birchmeier-Hunziker und in mehreren Ländern zugelassen: "Lösbare Unterlagsplatte an tragbaren Schreibmaschinen" (Schweiz, 1951); "Plaque d'appui pour machines à écrire" (Frankreich, 1953); "Unterlagplatte für Reiseschreibmaschinen" (Deutschland, 1952); "Improvements in and relating to base plates for typewriters" (Großbritannien, 1953) - Patent "Koffer für Schreibmaschinen", eingereicht von August Birchmeier-Hunziker am 6.5.1950: (Schweiz, 1953); (Großbritannien, 1953); (Deutschland, 1952); (Frankreich, 1953) - Patent "Rahmen für Schreibmaschinen", eingereicht von August Birchmeier-Hunziker am 6.5.1950: (Deutschland, 1952) - Patent "Rückschaltvorrichtung für den Wagen an Schreibmaschinen", angemeldet von August Birchmeier-Hunziker am 26.9.1950: (Schweiz, 1954); (Großbritannien, 1954); dispositivo de retroceso para el carro de máquinas de escribir (Spanien, 1951); Rappel arrière du chariot d'une machine à écrire (Frankreich, 1953); (Deutschland, 1953). (12) Arthur Rüegg, produktdesign, in: Thomas Buchsteiner, Otto Letze (edit.), max bill, maler, bildhauer, architekt, designer, Hatje Cantz Verlag, 2005, S. 102-104. (footnotes omitted) (13) see also: Message M.B. on the Portable Typewriter Forum, 15.02.2010 (33) Z.B. die finnische Patentschrift vom 9.11.1934, Patent N° 17829, FI7829A. (35) Z.B. GB439485 vom 9.12.1935. (36) Im Detail: Niederlande (eingereicht 1.3.1934 um 15 Uhr, Veröffentlichung 15.8.1936, dagteekening 16.12.1936, Ausgabe 15.1.1937; an O. Haas aus Wiesbaden), Österreich (Anmeldung 2.3.1934, Beginn der Patentdauer 15.1.1936, ausgegeben 5.5.1936; an O. Haas in Wiesbaden), USA (eingereicht 2.3.1934, veröffentlicht 5.5.1936), Schweiz (eingereicht 6.3.1934 um 10h30, eingetragen 31.7.1935; an O. Haas, Pieterlen bei Biel, Schweiz), Belgien (eingereicht 7.3.1934 um 13h12, veröffentlicht 30.4.1934; an O. Haas, Taufenthal bei Aarau), Frankreich (eingereicht 7.3.1934 um 16 Uhr, delivré 18.6.1934, veröffentlicht 6.9.1934; O. Haas als wohnhaft in der Schweiz genannt), Großbritannien (eingereicht 9.3.1934, Ausgabe/complete specification accepted 9.12.1935; an O. Haas, Rheinstrasse 15, Wiesbaden), Finnland (eingereicht 9.3.1934, veröffentlicht 10.12.1937; an O. Haas, Teufenthal bei Aarau), Kanada (Einreichdatum umbekannt, Patent CA 358226 vom 2.6.1936). (37) Robert W. Kunzmann, Hundert Jahre Schreibmaschinen im Büro. Geschichte des maschinellen Schreibens, Merkur Verlag Rinteln, 1979 (38) Geistreicher Gestaltungsfreak mit Liebe zur Knappheit. Eine facettenreiche Doppelretrospektive in seiner Geburtsstadt Winterthur würdigt Max Bill zum 100sten Geburtstag, Gewerbemuseum Winterthur, http://www.feichtner-mizrahi.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id147469-/ausstellungen_berichtdetail.html?_q= (39) Geschätzte Nummernlage in H. F. W. Schramm, Liste der Herstellungsdaten deutscher und ausländischer Schreibmaschinen mit wichtigen technischen Daten, Hamburg 11. Aufl. 1962:
(40) Neue Zürcher Zeitung, drei Annoncen vom März 1938 (41) Neue Zürcher Zeitung vom 26.4.1936 (42) Industriekultur, Laufnummer 627, Verband Aargauer Museen und Sammlungen (VAMUS), http://www.vamus.ch/Industriekultur/firma_detail.cfm?search=ort%3D%27Murgenthal%27&start=12 (visited 8.11.2009) (43) Vgl. A. Sirvent, F. Marin, R. Polt, Typewriters in Spain. Patria, Amaya, in: ETCetera No. 89, March 2010, pp. 9-11 (44) Privatkorrespondenz C. Cannac, 2011. (45) Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, p. 338. (46) abklären (47) H. F. W. Schramm, Liste der Herstellungsdaten deutscher und ausländischer Schreibmaschinen mit wichtigen technischen Daten, Hamburg 11. Aufl. 1962 |
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